1. Das Axiom
Die Theorie fordert nichts als Freiheit und Mannigfaltigkeit der Situationen zur selbsttätigen Bildung der eigenen Kräfte. Die Wirklichkeit zeigt zahlreiche Zwänge und Einschränkungen. Die Politik hat die Aufgabe, (Selbst-)Bildungsmöglichkeiten zu schaffen und Zwänge abzubauen. Dazu sind politisches Handeln, Gesetze, Institutionen erforderlich. Es ist unausbleiblich, daß diese, da sie bestimmte Zwecke verfolgen, mit der Zeit selbst als Einschränkung der Freiheit und als Zwang empfunden werden. Damit steht die Politik immer wieder vor derselben Aufgabe, nämlich Freiheitsräume zu schaffen, deren konkrete Inhalte nur aus den gegebenen Umständen heraus zu gewinnen sind. Es könnte scheinen, als sei die so bestimmte Aufgabe der Politik eine Sisyphusarbeit. Doch das ist nicht der Fall. Zwar bleibt die Arbeit formal dieselbe: Freiheit zu schaffen. Aber der Berg ist jedesmal ein anderer, niemals rollt der Stein zurück. Der Politiker hat das konkrete Ziel nicht unerreichbar vor Augen, sondern er bestimmt es jeweils neu und kann es auch erreichen - mit Vernunft und Geschick: natura non nisi parendo vincitur (Nur indem man ihr gehorcht, wird die Natur besiegt: Fr. Bacon). Nur ist er damit nicht endgültig am Ziel. Er hat immer Ziele, aber kein Endziel.
zum Strukturdiagramm