Das Hauslehrerpersonal Wilhelm von Humboldts

Wilhelm Freiherr von Humboldt besuchte nie eine öffentliche Schule, sondern bekam immer sehr qualifizierten Privatunterricht, der weit über das in Adelskreisen als standesgemäß betrachtete Maß an Bildung hinausging.

Seine Eltern, Maria Elisabeth und Alexander Georg Freiherr von Humboldt, investierten von Anfang an sehr viel Zeit und Geld in die Bildung ihres Sohnes, da sie als Anhänger des Philanthrophismus1 deren Theorie, der Nutzen des Einzelnen für die Gesellschaft und somit seine Stellung im Staat sei abhängig vom Grad seiner Ausbildung, folgten. Schon in Wilhelms Kindheit wünschte sich seine Mutter, die ebenfalls über einen hohen Grad an Bildung verfügte, dass ihm der Zugang zur Universität und somit eine Laufbahn am preußischen Königshof ermöglicht werde. Aus diesen Gründen wurden von Beginn an ausschließlich Personen mit hohem Ansehen als Lehrer für Wilhelm ausgesucht, die ihren Unterricht individuell auf dessen Bedürfnisse und nach den Zielen des Philanthrophismus gestalteten.

Der erste Lehrer Wilhelm von Humboldts, sowie dessen Bruders, Alexander von Humboldt, war Joachim Heinrich Campe, der ihnen schon im frühesten Kindheitsalter das Lesen und Schreiben lehrte und bis 1772 am Hofe Humboldts tätig war. Wie auch seine Nachfolger kann man ihn als einen kompetenten Pädagogen der Aufklärung und des Philanthrophismus bezeichnen. Berühmt wurde Campe durch die Veröffentlichung zahlreicher von ihm verfasster Kinderschriften und einer 16-bändigen pädagogischen Enzyklopädie.

Auf Campe folgten einige weniger berühmte Lehrer, die weder den Ansprüchen Wilhelm von Humboldts selbst, noch denen seiner Eltern entsprachen. Unter ihnen waren der Arzt Heim, der ihm Botanikunterricht erteilte und ein Lehrer namens Zöllner, der ihn im Fach Religion unterrichtete.

Nach mehreren Lehrerwechseln kam 1777 ein Philanthrop ins Hause Humboldts, der sowohl aus der Sicht von Humboldts Bildung, als auch für seine weitere persönliche Entwicklung zu einem bedeutenden Individuum sehr wertvoll war und eine sehr wichtige Rolle für diesen spielte. Johann Christoph Kunth, ein ernster, zuverlässige und kenntnisreicher, aber auch trockener und pedantischer Mann nahm die Stellung des Hauslehrers von Humboldt mit gerade einmal 20 Jahren an. Er hatte gerade aus Gründen des Geldmangels sein Jurastudium abgebrochen und erteilte Wilhelm von Humboldt fortan Unterricht in Mathematik und Geschichte. Ab 1781, also etwa ab dem 14. Lebensjahr Wilhelms begann Kunth ihm Sprachunterricht in Griechisch, Lateinisch, Französisch und Deutsch zu erteilen. Kunth baute mit der Zeit ein sehr vertrautes jedoch rein freundschaftliches Verhältnis zur Mutter Humboldts auf und übernahm nach dem Tod von Wilhelms Vater (1779) nicht nur die Erzieher-, sondern auch die Vaterrolle. Auch nach seiner Zeit als aktiver Lehrer Humboldts, in der er unter anderem als Stadtrat bekannt wurde, blieb er der Familie als Freund und Berater erhalten und suchte gemeinsam mit Wilhelm von Humboldts Mutter die übrigen Lehrer aus.

Unter ihnen waren der Jurist und Kammergerichtsrat Ernst Ferdinand Klein, der in den Jahren 1785/1786 Biologie und Logik unterrichtete und Johann Jakob Engel, Verfasser des berühmten Werkes 'Philosophen der Welt', der Humboldt etwa zur gleichen Zeit in Philosophie und Logik Unterricht erteilte. Als letzter Lehrer Wilhelm von Humboldts ist der Historiker und Diplomat Christian Wolfgang Dohm bekannt, der ihm ab dem Jahre 1789 in Kursen mit kleinen Gruppen nationale Ökonomie und Statistik lehrte.

Abschließend lässt sich sagen, dass Humboldts hochqualifizierter, individuell auf ihn abgestimmter Privatunterricht wohl die Basis für seine spätere Karriere, unter anderem auch als erfolgreicher Reformator des preußischen Bildungswesen, darstellte.

1) Philanthrophismus: griech., Menschenfreunde, eine Richtung des Aufklärungsdenkens

Quellennachweis:
1. Fachliteratur/ spezielle Biographien:
- Spranger, Eduard, Wilhelm von Humboldt und die Form des Bildungswesens, Max Niemeyer Verlag Tübingen, 3. (unveränderte) Auflage, Tübingen, 1965


2. Allgemeine Lexika:
- Fritz Bolle (Hrsg.), Knaurs Lexikon A-Z, Drömer - Knaur Verlag, 1969
- Lexikon-Institut Bertelsmann in Zusammenarbeit mit Müller, Dr. Hans F. (Hrsg.), Das moderne Lexikon in zwanzig Bänden, Band 8, Gütersloh, 1978
- Microsoft ® Encarta® 1998 Enzyklopädie, 1993-1997, Microsoft Corporation


3. Zeitungen / Zeitschriften:
- Wilhelm-von-Humboldt-Gymnasium (Hrsg.), Festschrift Wilhelm-von-Humboldt-Gymnasium Ludwigshafen, Dezember 1998, Laubscher, Dr. Gerhard, Wegweiser zu Wilhelm von Humboldt (S.16/17)


4. Internetadressen:
- www.Hausarbeiten.de, Andreas Böhme, Humboldt Universität Berlin us, 1999-2000, 04.11.00
- www.hro.shuttle.de/hro/humgym/Humboldt/htm , 01.11.00
- www.rz.hu-Berlin.de/hub/geschichte/wilh.html, Referat Presse/Öffentlichkeitsarbeit, 16.11.1999, hz, 01.11.00
- www.gutenberg.aol.de/autoren/campe.htm